Mein Reise-Überlebenspaket
Fremde Orte sind für mich der Horror. Doch spätestens für meinen Hauptberuf sind Reisen gelegentlich notwendig. Es gibt einige Tricks, wie ich mich als Autist erfolgreich vorbereite.
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Erst mal eine Zusammenfassung? Das Wichtigste kurz gesagt am Ende.
Die Vorbereitung auf Reisen ist mehr als nur eine Packliste. An neuen Orten erreichen die Eindrücke meine Wahrnehmung zahlreicher und intensiver. Eigentlich interessant. Doch alle Eindrücke müssen bewertet und eingeordnet werden. Es gibt so vieles, das schief gehen kann. Und wegen Missverständnissen auch regelmäßig schief geht. Schnell endet die Situation in Überlastungen (Overloads, Meltdown). Das ist weniger interessant.
Nun ist es für den Beruf notwendig, fremde Orte alleine aufzusuchen. Auch mit Home-Office und verbesserter Technik für Videokonferenzen. Was tue ich, um diese Belastung zu gestalten?
Im Wesentlichen sind dies zwei große Pakete:
Paket Nummer 1: Das Reise-Bündel
Mein Reisebündel besteht aus folgenden Utensilien:
- kleine Wasserflasche (Sonst vergesse ich, zu trinken: Drohende Dehydrierung!)
- belegte Brote gegen Unterzuckerung
- Zusätzlich: Schokoriegel / Obst / Traubenzucker
(Zucker wirkt schnell. Notfallreserve.) - Igelball aus Gummi
- Gehörschutz (Dezente Silikonstöpsel mit klangoptimierten Filtern. Sie dämpfen Geräusche um rund 20dB. Gespräche kann ich weiterhin gut verstehen. Mir genügt es, dass alle Geräusche einfach weniger fühlbaren Luftdruck auf dem Trommelfell verursachen.)
Dieses Reisebündel ist noch klein. Vielleicht kommt später noch das ein oder andere dazu. Zum Beispiel ist der Igelball unpraktisch groß. Ich probiere demnächst mal kantige Steine als Alternative (Fidget-Toy). Ich liebe Steine! Und wenn sie nicht zu groß sind, passen sie auch auf Konferenztischen sehr gut. Grauen Granit finde ich sehr stylisch neben schwarzen oder silbernen Stiften!
Schön wären auch kleine Massagebälle aus Metall. Habe aber noch keine passenden gefunden.
Paket Nummer 2: Die Reise-Planung
Gerade bei beruflichen Reisen mindert Planung viel Unsicherheit bereits im Vorfeld. Ich beginne schon Tage und Wochen zuvor mit meinen Vorbereitungen.
Vermutlich kennt jeder die üblichen Anforderungen. Welches Wetter? Welche Kleidung ist angesagt? Welche Unterlagen nehme ich mit und mit welchen Personen treffe ich zusammen?
Vieles weitere ist für mich wichtig, dass ich gerne im Vorfeld kennen möchte. Der erste Punkt ist die genaue Anreisezeit, und zwar in Minuten:
- Fußweg zum Auto
- Fahrt zum Parkplatz
- Fußweg vom Parkplatz zum Ziel
Früher musste ich hier viel schätzen, größere Fahrten habe ich daher möglichst nicht unternommen. Ich wusste damals nur nicht warum. Dann kamen die ersten Online-Kartendienste mit ausgedruckten Strecken. Dann Navigationsgeräte mit kleinem Display. Und nun ist GoogleMaps mein bester Freund.
Seltsamerweise kann ich Fernzüge nicht ohne Begleitung nutzen.
Zum einen werden die Fahrpläne nicht eingehalten.Und das sogar immer öfter. Zum anderen ist zu vieles völlig unberechenbar: die Bewegungen der Züge, die vielen Menschen, die Geräusche. Zahlreiche Dinge sind nicht planbar. Früher dachte ich, ich hätte sowas ähnliches wie Platzangst. Heute weiß ich, dass ich von den Eindrücken und Anforderungen überfordert werde. Das endet in Overloads. Vielleicht schreibe ich mal einen eigenen Artikel darüber.
Weitere Planungen - soweit möglich
- Über Google StreetView und Google Earth lassen sich Bilder von Parkhauseinfahrten, vom Parkplatz oder Gebäuden am Zielort recherchieren.
- Ich hab mir auch schon mal eine Strecke im Ausland als Diashow von Streetview runtergeladen. Tatsächlich kam mir dann die Ausfahrt seltsam bekannt vor. Hat funktioniert, hab die Ausfahrt nicht verpasst!
Ich verpasse regelmäßig die Ausfahrten von Autobahnen. Ich bin auf Autobahnen derart auf die Strecke und die seitlichen Schilder konzentriert, dass ich die Schilder über(!) mir nicht mehr sehe. - ca. 30 - 45 Minuten zusätzliche Reisezeit als Puffer zur Orientierung am Zielort. Es gibt einige Infos, die ich zur Entlastung gerne vorher wissen würde. Vorab ist das oft nicht erfolgreich möglich.
- Gebäudepläne
- Lage der Toiletten
- wo sind Sitzplätze, wo gibt es Getränke oder Essen. Das klärt dann auch die wichtigsten Laufwege.
- Speisepläne wären hilfreich.
- Müssen Kantinen genutzt werden? Wie funktionieren die?
- und, und, …..
Ich könnte ja auch vorher anrufen und fragen, aber im Ernst…. So detailliert will ich die Leute vor Ort gar nicht ausfragen. Vor Ort Infos einholen klappt besser.
Und natürlich :
- alle Unterlagen elektronisch und als Print vorbereiten (Plan B bei leerem Akku)
- Unterlagen oder Dateien für eigene Vorträge immer als USB-Stick in einer Jackentasche, nicht im Handgepäck. Erst recht nicht im Koffer, der dann beim Einchecken im Hotelzimmer bleibt.
- Alle Schritte als schriftliche Checkliste vorbereiten (Nicht zwingend alles, nur, soweit möglich).
Kurz gesagt
Je genauer ich den Ablauf des Tages mir vorstellen kann, umso weniger belastend sind die Tage, bevor es dann losgeht. Und umso weniger beängstigend ist der Reisetag selbst. Wenn alles halbwegs klappt, dann kann es sogar einige schöne Momente geben.
Andere Menschen reisen mit deutlich weniger Vorbereitung. Vermutlich empfinden manche das Neue und Unbekannte sogar als angenehme Abwechslung.
Das Wichtigste ist, dass ich meine Bedarfe akzeptiere. Ich komme anders zum Ziel, aber ich schaffe meinen Job genauso erfolgreich.
Direkt zum Ende gesprungen?
Hier kannst Du nochmal nachlesen, was ich in Paket 1 oder in Paket 2 plane.
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